1. März – transnationaler Migrantinnenstreik – maiz streikte mit!

„Was ist, wenn Migrant_innen einen Tag gar nichts leisten: nicht arbeiten, nicht in die Schule gehen, keinen Sex machen, nichts produzieren und nichts konsumieren?“ Die Linzer Altstadt wurde am 1. März von maiz zur Streikzone markiert und erklärt.
Die Geschichte des transnationalen Migrant_innenstreiks ist eine kurze und rasante. Die Bewegung nahm in den USA ihren Anfang und hat es mittlerweile geschafft, in die österreichische Provinz bis Innsbruck und Linz vorzudringen. Insgesamt lebten 2006 rund 12 Millionen Menschen in den USA ohne Aufenthaltstitel und durch eine neue Gesetzgebung sollten sie alle zu illegalen Kriminellen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten werden. Immerhin waren es 1,5 Millionen Menschen, die gegen ihre Illegalisierung und Kriminalisierung damals auf die Straße gingen.
Seit wenigen Jahren hat es die Bewegung nun auch nach Europa geschafft und 2011 streikten erstmals Migrant_innen in Wien und wiesen so auf ihre gesellschaftliche Kraft in Österreich hin.
Was ist, wenn die Migrant_innen einen Tag gar nichts leisten: nicht arbeiten, nicht in die Schule gehen, keinen Sex machen, nichts produzieren und nichts konsumieren? Besonders die letzten Verschärfungen des Fremden- und Asylrechts verlangen nach einer politischen Gegenbewegung. Der transnationale Migrant_innenstreik ist keine Stellvertreter_innen-Bewegung, sondern ein Sichtbarmachen von politischer Positionierung gegen gesellschaftliche Missstände und das Einfordern von Rechten.
Auch 2012 treten die Mitstreiter_innen des transnationalen Migrant_innenstreiks in Österreich für gleiche Rechte und gegen Rassismus auf. Inhaltlich wird das Thema Sprache ins Zentrum gerückt. Es wird zum Sprachstreik für Sprachenrechte und gegen Deutschzwang aufgerufen. Besonders Sprache hat die Kraft der Sichtbarmachung, deshalb wird sie stehts zum Angriffspunkt in Debatten um Migration, Integration, Aufenthaltstitel, ...usw. medial und politisch unerschöpflich ausschlachtbar und ohrenbetäubend.
Am 1. März 2012 hat sie ebenfalls dazu beigetragen etwas sichtbar zu machen: Die vehemente Ablehnung der Haltung, dass die deutsche Sprache alle anderen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen von Migrant_innen legitimiert sowie ein klares NEIN zum Zwang Deutsch zu sprechen und eine Einladung, aber nicht nur auf Deutsch: Sprechen wir gemeinsam die Sprache der gleichen Rechte für Alle!
Bei maiz, dem autonomen Zentrum von & für Migrantinnen in Linz, wurde am 1. März ein Aktionstag im Sinne eines politischen, lustvollen Streikens gestaltet. Das Team von maiz hat gemeinsam mit Schüler_innen, die bei maiz ihren Hauptschulabschluss machen, mit Frauen, die zur maiz Beratungsstelle kommen, bei maiz Deutschkurse besuchen oder einen Lehrgang zur Vorqualifizierung für Pflegeberufe absolvieren, die maiz-Räumlichkeiten in der Altstadt zur Streikzone markiert und erklärt. In verschiedenen Workshops wurde unsichtbares Theater und Radical Cheerleading Aktionen erarbeitet, Plakate und Transparente in vielen Sprachen gestaltet, Buttons produziert und kämpferische Gespräche am Küchentisch geführt. Mit lauten und bunten Interventionen in sonnigen Gastgärten wurde auf die Rechte und Sprachrechte aufmerksam gemacht und sonnenhungrige Gäste und Passant_innen mit radikalen Sprüchen, wie „Zornige Migrant_innen streiken!“ aufgerüttelt. Die Linzer_innen durften am 1. März nicht nur Frühlingsluft sondern auch eine irritierende Brise Migrant_innenstreik schnuppern. Eine mehrsprachige Pressekonferenz setzte den Schlusspunkt des Aktionstags.